Kritik

Theater wird Film – Metropolis Kritik

Zum ersten Mal habe ich den Film Metropolis von Fritz Lang vor gut 20 Jahren gesehen und selbst da war der Film schon 75 Jahre alt. In den letzten Jahren konnten weitere Teile des Originals restauriert werden. Beim erneuten Schauen für diesen Beitrag entdeckte ich neue Szenen, die ich noch nicht gesehen hatte. Leider war es mir nie vergönnt eine Live-Aufführung des Films mit Orchester zu erleben.

Mich beeindruckt der Film Metropolis immer wieder. Kaum vorstellbar, dass man schon in den 1920er Jahren so konkret die Technik der Zukunft wie Schnellbahnen und Videotelefonie erdenken und darstellen konnte. Bei vielen Filmeffekte frage ich mich bis heute, wie man diese ohne Computer und aufwendige Schnitttechnik meistern konnte?

Für mich als ungeschulten Filmegucker ist der Film ein dankbares Objekt, denn ich glaube sofort zu verstehen, was Lang mir sagen will. Ich kann genau erkennen, wie er in der Anfangsszene die entrechteten Arbeiter als anonyme Zahnräder einer großen Mensch-Maschine darstellt. Auch den Kulturkampf der damaligen Zeit kann ich sehr genau nachvollziehen. Das ist alles sehr plakativ.

Und ich glaube auch Parallelen zu späteren Filmen zu erkennen. Nachdem die Arbeiter zur Arbeit marschiert sind, stellt Lang den „Klub der Söhne“ dar, in denen sich die Elite ein Paradies geschaffen hat. Der kurze Laufwettkampf in einem an das antike Olympia erinnernden Stadion weckt in mir sofort Assoziationen an die ca. 10 Jahre später entstandenen Filme von Leni Riefenstahl wie den Propagandafilm Olympia.

Die plakative Darstellung hilft beim Verstehen, aber sie ermüdet auch. Befremdlich für mich waren immer die extrem langen Szenen. Die erste Szene mit den Arbeiter dauert über 3 Minuten. Das hätte Lang auch in 30 Sekunden abdrehen können. Tatsächlich passiert in Langs etwas älterem Film „Dr. Mabuser – Der Spieler“ in den ersten 10 Minuten mehr, als im ganzen Metropolis Film.

Für mich hat dieser Film immer wie eine gefilmte Theater- oder Opernaufführung gewirkt. Die Darsteller sind stark geschminkt, damit ich klar ihre Gestik erkennen kann. Es fehlen eigentlich nur noch übergroße Masken 🙂 Die Darstellung insgesamt ist theatralisch und übertrieben. Vieles wird mehrfach wiederholt, damit man es auch wirklich nicht übersehen kann. Und dann wird die Handlung immer wieder durch Texttafeln zusammengefasst und Dialoge angedeutet. Auch die Gliederung des Films in 3 Hauptteile erinnert Stark eine Oper.

Mein Gefühl ist, dass Lang keinen Film sondern ein opulentes Werk schaffen wollte. Kassenschlager hatte er bereits zuvor veröffentlicht. Er hat sich in Metropolis als Künstler verwirklicht. Auch wenn die geschaffene Welt fasziniert, so ist die Handlung dünn und bietet für den Zuschauer wenig Spannung. Die Handlung ist vorhersehbar.

Auch wenn der Film seinerzeit floppte, wurde Metropolis später zu Recht als Weltkulturerbe geehrt. Unendlich viele Filmemacher haben sich von Metropolis inspirieren lassen. Allein bei der Szene der Wolkenkratzerstadt mit Hochbahnen, Autobahnen und Flugzeugen muss ich immer sofort an das Fünfte Element denken. Es gelingt nur wenigen Künstlern ein Werk zu schaffen, dass auch noch Jahrzehnte später zitiert wird!

Metropolis gehört für mich ganz klar zu den ganz großen Filmen, die man gesehen haben muss, wenn man sich für die Kunstform Film interessiert!

Ein Gedanke zu „Theater wird Film – Metropolis Kritik

  • Das mit der Inspiration für weitere Werke zieht sich wohl bis ins heute durch. So empfinde ich das frivol exzessive Nachtleben in der international erfolgreichen deutschen Fernsehserie „Babylon Berlin“, welche schon thematisch in dieser Zeit verankert ist, sehr an die Bilder der fracktragenden Dekadenz von Metropolis angelehnt.
    Auch bin ich ebenso von der Trefferquote der vermeintlich zukünftigen Technologien aus der Sicht von 1927 absolut verblüfft.

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