Perfect Days – Japan aus Sicht eines Fremden
Etwa wie im Film „A Straight Story“, in dem sich der alte Albert Straight mit seinem Rasenmäher über mehrere Bundesstaaten auf den Weg zu seinem herzkranken Brunder macht. Genauso schnell wie der Rasenmäher ist dabei das Erzähltempo. Es lebt von den Bildern und dieser großen Weisheit. Oder wie beim Buch „Der alte Mann und das Meer“. Das sind kluge alte Männer, die komplett mit sich alleine sein könnten, der Menschheit würde es aber nicht gut tun, wenn es sie es täten. So nun auch hier.
„Perfect Days“ ist genau der Film, den ich brauchte in dieser aufgewühlten Zeit, in dieser hysterischen Welt. Ein Film, der beabachtet wie jemand Toiletten putzt. Ganz entspannt. Im Land er aufgehenden Sonne, Japan. Oder auch Nippon in der Landessprache. Und man schaut ihm gerne zu bei seiner Arbeit. Die Toiletten in Tokios Distrikten sind aber archtiketonisch auch wirklich schön. Und sie waren auch der Grund, Wim Wenders einen Auftrag zu geben, darüber zu erzählen. Ich weiß nicht, ob der Film mit einem Reiniger auf Deutschlands versifften stino Autobahn-WCs funktioniert hätte? Eher nicht. So aber hat man einen tiefen Einblick in Japans Kultur. Und dies vom deutschen Regisseur Wim Wenders. Schön, dass ihm erlaubt wurde mit der Sicht von außen sein Projektil draufzuhalten. Und nein, es ist nicht die perfekte Fantasy-Romanze wie bei „City of Angels“ oder die herzmitreisende Dokumentation wie „Buena Vista Social Club“ geworden. Aber „Perfect Days“ ist gut und meiner Meinung nach Kunst. Dafür braucht es auch kaum Text. Manchmal sagt Musik mehr.
Der Charakter des Reinigers Hirayama bekommt erst spät im Film die Tiefe, die beschreibt warum er so lakonisch, mit der Einfachheit seines Lebens so in sich ruhend und irgendwie glücklich damit ist. Nach 1:15h muss er plötzlich reden, nachdem seine Nichte auftaucht. Man erfährt etwas über seine Herkunft und seinen selbstgewählten Weg in die puristische Einsamkeit. Allerdings gut dosiert, nicht zuviel. Schauspielerisch macht das Kōji Yakusho großartig.
Wim Wenders vergisst ebenso nie die Schönheit der Natur einzubeziehen. Das Aufleben einer Pflanze, Sonne die scheint, Lichtreflektionen, Wasserspiele. Man muss die Herrlichkeit der kleinen Dinge im Auge behalten, um zu genießen, um nicht trübsinnig zu werden! Wer bei dem Film sonst noch tiefgreifende philosophische Antworten erwartet, wird enttäuscht werden. Oder doch nicht? Es endet, wie ich es mag, komplett offen. And I’m feeling good.