Kritik

Metropolis Kritik – Klappe, die Erste!

Es war schwer, dieser Stummfilm von 1927. Aber gleichermaßen auch unterhaltsame Kost. Diese übertriebene Mimik und Gestik, diese Theatralik die solch ein Format mit sich bringt. Wie entscheidend es doch ist, wenn das gesprochene Wort fehlt. Die Betonung, die Tiefe, der Inhalt. Und wie viel da gerannt wird.

Thematisch ist Science-Fiction ja immer eine Sache, die nicht gleichermaßen gut beim Publikum ankommt. So floppte dieser teuer produzierte Film damals im Kino und beförderte die Filmgesellschaft UFA fast in den Ruin.

Derartig stellte man sich in den goldenen Zwanzigern also unter anderem die Zukunft vor. Große Bauten inspiriert vom New York mit viel Spaß, technischem Fortschritt und Wohlstand für die Elite. Und einer geknechteten Arbeiterschaft, die ihr tristes graues Leben damit verbringt, die Maschinerie am Laufen zu halten. Ich persönlich bin froh, dass der Kapitalismus dann doch anders verlaufen ist als in der Utopie ersponnen.

Und was haut dieses ganze funktionierende System aus den Fugen, natürlich wieder die Liebe. Woher kommt diese Maria eigentlich? Mit ihr sind dann die 7 Todsünden auch nicht weit. Was für ein Held, dieser Freder. Opfert sein gesamtes privilegiertes Leben, um am Zeiger zu schuften. Gibt’s wahrscheinlich immer mal im Laufe der Geschichte, solche Märtyrer.

Alles in allem finde ich aber den Film in seiner Kolossalität, und mit allen aus heutiger Sicht vorhersehbaren Irrungen und Wendungen, als für damals gut inszeniert. Ein paar Fragen habe ich dann aber noch:

Dient Maschinen-Maria eigentlich als Vorbild für C3PO? Und müssen diese Frankenstein-verrückter-Professor-Typen bis zu „Zurück in Zukunft“ hin ihre innere Zerstreutheit stets mit einem wilden Haarschopf zum Ausdruck bringen? Warum geht es am Ende eigentlich immer rauf aufs Dach?

Auch fühlt es sich mitunter aufgrund von stereotypischen Klischees durchaus etwas rassistisch an. Auch wenn Pentagramme anstatt Hexagone an den Türen hängen, dieser wütende Mob, der zur Hexenjagd aufruft, ist moralisch mindestens fragwürdig. Wohl Zeichen der Zeit in einer sich mehr und mehr radikalisierenden Gesellschaft. Ich rede von damals, auf keinen Fall von heute.

So war der Händeschluss zwischen Elite und Arbeiterschaft am Filmende sicherlich gern gesehen, bei allem was gesellschaftspolitisch kommen sollte, auch wenn Regisseur Fritz Lang später noch emigrieren würde. Was bleibt ist aber der gute Ansatz: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein.“ Wie klug und aktuell auch für 2022.

3 Gedanken zu „Metropolis Kritik – Klappe, die Erste!

  • Was für ein Widerspruch, so hochtechnologische Robotik in einem so ästhetischen Haufen Blech 🙂

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  • Trivia: Der Wächter der Herzmaschine „Grot“ wird gespielt von Heinrich George, dem Vater von Tatort : Schimanski – Darsteller Götz George, der sich Jahre später von der NS-Propaganda-Maschinerie als Schauspieler für antisemitische Filme vereinnahmen ließ und 1946 in einem sowjetischen Gefangenenlager verstarb.

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