Kritik

Ein Parasit im Sommerkino

Im Sommer nach dem langen Lockdown des ersten Corona Jahrs habe ich Parasite von Bong Joon Ho zum ersten mal gesehen. Ein fulminantes Erlebnis!

Ein Film wirkt anders im Kino als auf der heimischen Mattscheibe – und erst recht im Sommerkino! Und wenn man dann auch noch einen meisterhaften Film wie Parasite schaut, kann der Filmabend kaum besser werden!

Die Qualität des Films zeigt sich schon an den 4 Oscars. Das sind bemerkenswert viele für einen ausländischen Film, der nicht aus der US-amerikanischen Traumfabrik sondern aus Korea stammt.

Der Film beginnt langsam. Da ich unvorbereitet ins Kino ging, dachte ich, es ist eine Sozialstudie. Doch gleich zu Beginn irritierte mich der Film: Die Charakter sind zu clever und gewitzt, um Mitleid zu erzeugen. Es gibt zu viele komische Augenblicke, als dass man sich ernsthaft ins Schicksal einweinen könnte.

Dann erwächst aus den bemitleidenswerten Hauptfiguren das Böse. Spätestens nachdem sich Bruder und Schwester bei der reichen Familie eingeschlichen haben wird klar, dass sie auch alle anderen Bediensteten durch eigene Familienmitglieder ersetzen werden. Gnade kennen sie nicht.

Der Film eskaliert in bester Tarantino Manier innerhalb kürzester Zeit. Es gibt kein gut und böse mehr. Alles ist falsch, Moral versagt. Das Popcorngeknabber verstummte. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht damit gerechnet, dass der Film in einer Splatterszene kulminiert. Die anderen Besucher auch nicht.

Die Bandbreite der Reaktionen des Publikums reichte von lautstarkem Gelächter bis zum angewiderten Abwenden und Gesicht in Hände vergraben. Für jeden also was dabei! Wunderbar!

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