Kritik

Der große Diktator – unanschaubar!

„Der große Diktator“ von Charlie Chaplin wird oft als Meisterwerk der Filmkunst beschrieben. Das habe ich bis jetzt immer so hingenommen. Bis jetzt kannte ich nur wenige Fetzen. Ich dachte immer, es wäre kein ganzer Spielfilm, sondern nur ein Sketch.

Umso überraschter war ich, als ich die Länge von knapp 2 Stunden im Videoplayer meines Vertrauens sah und es nicht nur akrobatischen Klamauk sondern sogar gesprochene deutsche Dialoge gab.

Soweit meine Überraschung. Es folgte Entsetzen. Ich habe das Filmerlebnis nach einer knappen Stunde abgebrochen.

Verstört hat mich die Ghetto-Szene ab Minute 25. Sturmtruppen terrorisieren die Juden des Ghettos. Einzig eine Wäscherin Hannah fordert die Juden zum Kampf auf und suggeriert, wenn doch alle etwas mehr Mut hätten, könnten sie sich behaupten. Dementsprechend himmelt sie den gerade zurückgekehrten jüdischen Friseur, gespielt von Charlie Chaplin, an, der sich den Truppen entgegenstellt und kämpft. Natürlich ist die Übermacht zu groß, doch in letzter Sekunde werden sie von einem Anführer der Sturmtruppen namens Schultz, dem der Friseur im 1. Weltkrieg das Leben gerettet hatte, gerettet.

Ich frage mich, wie man 1939/1940 auf solch einen Stuss kommen konnte? Der Film ist eine einzige Verharmlosung der NS Verbrechen. Ereignisse wie die systematische Entrechtung der Juden in Deutschland seit 1933 und die Novemberprogrome von 1938 waren international bekannt, auch in den USA.

Andererseits überrascht es mich nicht. Die Reaktion vieler deutscher Politiker im Frühjahr 2022 zeigt noch immer, dass sie nicht verstanden haben, was Russland mit seinem Angriffskrieg in der Ukraine bezweckt. Es geht Russland um die Auslöschung der ukrainischen Kultur. Putin und sein Apparat sprechen sich in unzähligen Reden und Veröffentlichungen gegen das Existenzrecht der Ukraine aus. Ukraine wird als ein Teil Russlands definiert unter Leugnung aller historischer Fakten.

Dieses Narrativ der Brüdervölker Russland und Ukraine wird immer noch gerne aufgegriffen. So lud Bundespräsident Steinmeier noch Ende März 2022 zu einem russisch-ukrainischen Solidaritätskonzert ein, so, als ob sich hier nur 2 Brüder streiten. Tatsächlich unternimmt Russland einen gezielten Völkermord. Die Fakten sind spätestens seit den Massakern von Butscha bekannt.

Unter den aktuellen Eindrücken konnte ich den Film nicht länger schauen. Gelacht habe ich an keiner einzigen Stelle.

Ein Gedanke zu „Der große Diktator – unanschaubar!

  • Absolut legitim. Als ich das erste mal „Das Leben ist schön“ gesehen habe, habe ich nach etwa einer Stunde ausgemacht. Was will der denn nur die ganze Zeit mit seiner „geliebten Prinzessin“, dachte ich mir? Manche Filme werden noch… manche nicht mehr.

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