Kritik

Der große Diktator – Klappe, die Erste!

Schockstarre. So lässt es sich am Besten beschreiben. Das Gefühl als vor etwas über einem Monat der russische Präsident die Invasion auf das benachbarte Ukraine befehligte und durchführte. Und dieses Gefühl hält an. Die Angst, dass dies der 3.Weltkrieg sein könnte, weil es zu sehr an den Einmarsch der Deutschen 1939 in Polen erinnert. All die Propaganda, auf beiden Seiten. Inmitten dieser atomaren Großmächte, bei denen unter anhaltenden Eskalationszuspitzungen und wenn einem der Beteiligten die Sicherung durchbrennen sollte, sämtliches menschliche Leben ausgelöscht werden könnte.

Doch wie kann das sein? Haben wir denn gar nichts dazugelernt? All die guten Bücher, all die guten Filme über die Sinnlosigkeit von Kriegen. Ich erinnerte mich den Film „Der große Diktator“ mit Charlie Chaplin von 1940. Vor Allem aber an seine Rede an die Menschlichkeit am Ende des Filmes. Mehr als 80 Jahre später ist diese in seinem Inhalt aktueller denn je. Sicherlich gab es in all der Zeit überall auf der Welt irgendwo Kriege, Konflikte und Auseinandersetzungen. So auch im Jahr 2022. Jemen. Äthiopien. Taiwan. Myanmar. Kolumbien. Aserbeidschan. Um nur einige zu nennen. Doch diese Kriege waren weit weg für uns und hatten nicht diese Bedrohung das Pulverfass zum Überlaufen zu bringen. Dieser hier erschüttert unser pazifistisches Herz in seinen
Grundfesten und die Annahme alle Konflikte heutzutage mit Diplomatie lösen zu können (auch wenn wir gleichermaßen seit Jahren mit Rüstungsexporten unseren Wohlstand sichern).

Doch zurück ins Jahr 1940. Damals stand Hitler-Deutschland noch relativ am Anfang seines größenwahnsinnigen Ausbreitungsdrangs. Charlie Chaplin parodierte den Führer in Mimik und Gestik vorzüglich in der Gänze seiner Idiotie als soziopathischer Demagoge und der Idiotie des Apparates, welches ihm folgte. Wenn nicht sogar als eine Parodie eines jeden militärischen Apparates. Es wird sich absichtlich nicht angestrengt Tomanien in Anspruch, Symbolik und Führungspersonen groß vom 3.Reich zu entfremden. Chaplin sagte später, hätte er sich bei der Produktion ausmalen können, welchen tatsächlichen Ausmaß die Lebensumstände innerhalb eines Ghettos oder im Konzentrationslager gehabt haben, hätte er diesen Film so nicht drehen können. Die Unvorstellbarkeit des Genozids, die so vielen Menschen das Leben kostete, war nicht zu erahnen. Doch wie konnte sich das Alles so hochschrauben? Wie konnten Menschen das anderen Manschen antun? Was macht Krieg mit Menschen? All der Hass der geschürt wird. Wofür? Ideologien? Religionen? Ressourcen?

Trotz der schweren Thematik, Charlie Chaplin’s trockener Witz und Slapstick ist auch aus heutiger Sicht immer noch humorvoll. Die Story ist einfach gehalten. Tollpatschiger Eigenbrötler stolpert sich durch die Zeit zwischen zwei Weltkriegen, überlebt meistens mit mehr Glück als Verstand. Zeitgleich erlebt man vom selben Schauspieler verkörpert, das imperialistische Aufstreben eines Kleinen-Mann-Komplexes in Richtung Weltherrschaft. Nach einer eher langatmigen Einführung in dem das Leben im Ghetto umschrieben wird, folgt das infantile hochpushen der beiden „befreundeten“ Duce aus Tomanien und Bakterien und schließlich erfolgt im Sinne des doppelten Lottchens der Austausch des Diktators mit dem jüdischen Barbier ohne Gedächtnis, der in seiner Rolle als Welteroberer natürlich gänzlich überfordert scheint. Die Chance auf Gehör nutzt der Friseur/Schauspieler/Mensch um in seiner Rede an die Menschlichkeit jede Art von Krieg zu verurteilen und Toleranz, Güte, Vernunft, sowie Nächstenliebe zu fordern. Gehör bei den Mächtigen dieser Welt fand diese Rede damals wie heute bislang leider nicht ausreichend.

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